Zwischen Sommer und Winter

In jedem Jahr gibt es den Morgen,
An dem man vor die Türe tritt
Und fühlt, schon nach dem ersten Schritt:
Der Sommer bleibt fortan verborgen.

Die Luft ist kühler nun als gestern,
Der Wind hat merklich zugenommen,
Das erste Blatt fällt wie benommen,
Kein Vogel sitzt mehr in den Nestern.

Das Licht bleibt in den Wolken hängen.
Die Alten hocken in der Stuben,
Wo auch die Mädchen und die Buben
Sich dicht an Herd und Ofen drängen.

Die Ernte bringt die reichste Kost –
Der Herbst ist dafür gern zu leiden.
Doch wieder heißt es bald nun scheiden:
Der Winter naht und schickt den Frost.

Hintergrund

Das Herbstgedicht „Zwischen Sommer und Winter“ gehört zu meinen ersten lyrischen Versuchen, die Veröffentlichung fiel mir lange Zeit schwer. Die Idee entstand im Oktober beim Verlassen des Hauses.

Der Herbst ist eine wunderbare Jahreszeit. Die Farben laden zum Fotografieren ein und die Tage haben eine Länge, die viel Zeit im Freien ermöglicht. Die Temparaturen sind noch angenehm und die Natur bereitet sich auf den kommenden Winter vor. Im Garten gibt es viel zu tun: Äpfel ernten, Nüsse sammeln und vor allem Laub harken.

Die goldene Jahreszeit bietet reichlich Raum für Gedanken. Über die Vergänglichkeit, die Endlichkeit – nicht im tragischen Sinn, sondern saisonal. Aber auch der kulinarische Genuss und die Vorfreude auf die Gemütlichkeit im Winter gehören zum Herbst und machen ihn besonders.

Veröffentlicht am Kategorien Gedichte