Können Profisportler berufliche Modelle umsetzen wie ein gewöhnlicher Arbeitnehmer? Sie sind doch schließlich auch nur Menschen.
Fußballer sind arme Kerle: Sie reisen um die Welt, werden von ihren Fans geliebt und verdienen Millionen. Doch in Interviews werden Aktive wie Funktionäre nicht müde, die Leiden eines vollen Spielplans zu beklagen. Für Menschen mit mittleren Einkommen wirkt dieses Verhalten überzogen und entrückt.
Angestellte in Allerweltsberufen können ihre Arbeitszeit reduzieren – dafür gibt es Gesetze. Das muss doch auch für Thomas Müller, Marco Reus und Co. möglich sein.
Körper und Geist am Limit
Hohe Belastungen für die physische und psychische Gesundheit im Fußball (wie für den Profisport im Allgemeinen) sind hinlänglich untersucht. Niemand, der sich ernsthaft mit Studien befasst, kann die Folgen kleinreden oder gar leugnen. Die obligatorisch engmaschige Überwachung der Gesundheit von professionellen Sportlern ist unbedingt notwendig.
Doch was daraus folgt, ist nicht immer ganz nachvollziehbar. Denn gerade Profis können Verträge frei gestalten (lassen): So könnte ein Weltklassestürmer mit seinem Verein vereinbaren, nur noch Heimspiele zu bestreiten. Oder dem Verband für Länderspiele absagen. Dass etwas “halt nicht geht”, ist spätestens seit der Corona-Pandemie als Argument ausgefallen.
Es könnte für beide Seiten vorteilhaft sein: Der Spieler hat ein ruhigeres Leben mit 25 Einsätzen im Jahr. Und der Verein profitiert von frischeren Spieler, die ihr volles Potenzial ausschöpfen. Vielleicht führt ein geringeres Pensum ja auch dazu, selbst mit 40 noch auf hohem Niveau kicken zu können – dann würde sich Claudio Pizarro nicht ganz so allein fühlen.
Wie kann ein Wandel im Profisport gelingen?
Bleibt die Frage, wie das organisiert werden könnte. Wo pendelt sich das Gehalt ein? Vielleicht bei einem Drittel, wenn nur halb so viele bestritten werden. Und wie müssen Kadergrößen angepasst werden? Wie wird ein fairer Wettbewerb sichergestellt, wenn sich Spieler schonen wollen (oder können oder müssen).
Lösung: Das selbst schwierigste Themen können langfristig gelöst werden, das zeigten in der Vergangenheit Fußballer wie Thomas Hitzlsperger (Homosexualität), Per Mertesacker und André Schürrle (Angst, Druck) vorbildhaft. Mahnende Beispiele sind Sebastian Deisler und natürlich Robert Enke (beide Depression). “Fußball in Teilzeit” könnte ein Modell der Zukunft sein, wenn nur endlich jemand den Anfang wagt.
Diskussion:
Eine Debatte über Teilzeit im Profisport habe ich noch in keinem Medium wahrgenommen. Es mag etwas naiv klingen, aber das möchte ich ändern.
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