Der Wetter-Stoiker

War­um be­ge­ben sich Men­schen frei­wil­lig und ohne Not in Ab­hän­gig­kei­ten? Das all­täg­li­che Re­den über das Wet­ter zeigt, wie ge­spro­che­ne Wor­te auf die emo­tio­na­le Ver­fasst­heit wirken.

Vie­le mei­ner Freun­de und Kol­le­gen ma­chen ihre Lau­ne von der In­ten­si­tät und der Dau­er der Son­nen­ein­strah­lung ab­hän­gig. Und das ohne jede Chan­ce, die Si­tua­ti­on än­dern zu kön­nen (aus­drück­lich aus­ge­nom­men sind Ge­sprä­che wäh­rend der lan­gen, grau­en Win­ter­mo­na­te, die tat­säch­lich auf die See­le drü­cken kön­nen). Was ich mei­ne, sind Nör­ge­lei­en über ei­nen kur­zen Schau­er im Hoch­som­mer oder leich­tes Tau­wet­ter im Winter.

Seit ei­ni­ger Zeit ver­su­che ich be­wusst, mich dem zu ent­zie­hen: Ich ver­mei­de den Wet­ter-Small­talk. Und be­grei­fe mich als Wetter-Stoiker.

Lö­sung: Ge­sprä­che über das Wet­ter er­fül­len eine so­zia­le Funk­ti­on, kei­ne Fra­ge. Sie ver­bin­den und schaf­fen Ge­mein­schaft. Doch es lohnt sich, ehr­lich zu sein: “Ich kann mich über das Wet­ter nicht be­schwe­ren”, ist eine le­gi­ti­me Er­wi­de­rung auf Gejammer.