Welche Reaktion kann man erwarten, wenn man sich als Vertreter eines akademischen Berufs ausgibt? Nicht sonderlich viel. Ja, sogar eine faustdicke Überraschung.
Neulich war ich Gast auf einer privaten Geburtstagsfeier (Wichtig zu wissen: Ich bin gebürtiger Brandenburger, und das hört man. Die Feier fand in Schleswig-Holstein statt, es waren viele “Einheimische” anwesend).
Im Laufe eines Gesprächs fragte mich einer dieser einheimischen Gäste nach meinem Beruf – ein Klassiker im Party-Smalltalk. “Ich bin Volkswirt”, antwortete ich wahrheitsgemäß und bereitete mich innerlich auf die nun folgende Unterhaltung vor.
Kurze Pause, fragender Blick. Die Situation war für mich nicht neu, alles schon viele Male erlebt. Dabei ist es eigentlich relativ einfach, wenn man überlegt, was ein Betriebswirt, Gastwirt, Landwirt oder Forstwirt so treibt. Aber okay, dann eben noch einmal von vorn.
“Nun ja”, begann ich zu umreißen, “Volkswirte befassen sich mit der Verteilung knapper Güter im ganzen Land. Im weitesten Sinne also Themen, die in den Nachrichten im Politik-Teil laufen.” Ach so, meinte meine Gesprächspartnerin, das habe sie nicht gewusst. Und dann der Knaller des Abends: “Ich komme nicht aus dem Osten.” Bäääm!
Ich schob noch hinterher, dass das mit Sozialismus rein gar nichts zu tun habe und ein gängiger Begriff auch im kapitalistisch geprägten Teil der Welt sei. Aber irgendwie schien sie an der Erklärung nicht interessiert. Ich war halt der Volkswirt aus der DDR. Das Gespräch versandete. Zwei Minuten zuvor hatte sie bereits ihren Beruf verraten: Lehrerin.
Lösung: Beim nächsten Mal könnte ich vielleicht eine andere Reihenfolge wählen: Erst erklären, was man konkret macht. Und erst dann das Kind beim Namen nennen. Ich werde es versuchen und dranbleiben.
Letztes Update: Januar 2023